
David Fried
Der in New York City geborene und aufgewachsene Künstler David Fried fand früh seine Berufung zur Kunst. Als erster Minderjähriger wurde er in die Erwachsenenklasse der Art Students League aufgenommen. In abwechslungsreichen Schaffensphasen, die von der StreetArt über die Malerei zur Skulptur führen, erforscht Fried traditionelle Techniken des Kunstschaffens ebenso wie moderne Hightech Verfahren. Dabei bearbeitet David Fried komplexe Thematiken, wie die der Beziehungen, des Zufalls und dem menschlichen Verlangen nach Kontrolle. Seine sowohl wissenschaftlich als auch philosophisch geprägte Kunst führt den in Düsseldorf lebenden Künstler seit 2020 wieder zurück zur Malerei, in der er danach strebt, das Werden der Gedanken zu visualisieren.

Chance Matters
Woher kommt Freude?
Die Freude über die Erkenntnis beim Ergebnis einer Handlung, dass man sie „nicht besser hätte planen können“, kennen wir alle. Das ganze Leben des Künstlers David Fried veranschaulicht diese Philosophie. Seine Kunst entsteht aus der Neugierde heraus, gekoppelt mit einer gesunden Portion Spielfreude und hingebungsvollem Experimentieren. Fried vertraut dem Zufall mehr, als der Kontrolle. Er selbst sagt „Chaos und Zufall sind mein Gott und meine Muse.“
In allen Aspekten des Lebens, des Todes und der Materie betrachtet Fried das Konzept der persönlichen Unabhängigkeit als eine irreführende Illusion in einem nicht-statischen Universum, in dem alles wirkungsmächtig ist, insbesondere Wechselbeziehungen. Wie ein roter Faden zieht sich durch Frieds künstlerisches Schaffen der unbestreitbar wichtige, aber wenig beachtete gemeinsame Nenner für alle Begebenheiten, dass der Zufall immer eine Rolle spielt.
In der ersten Einzelausstellung seit 10 Jahren präsentiert DBContemporary Art zum ersten Mal jüngste Arbeiten des Künstler, in denen er nach über 30 Jahren zur Malerei zurückkehrt.
Ausstellungsansichten

Werkgruppen

Stemmers
Die ineinandergefügten Kugeln dieser Skulpturen verweisen auf eine Vielzahl von Phänomenen und Prozessen aus Natur und urbanem Raum. Obwohl ihre Gestalt eindeutig auf allgemeinen Gesetzen von Ökonomie und Selbstorganisation basiert, wie sie etwa in Formen adaptiver Blasenbildung vorkommen, gibt es auch die gewollte Assoziation von organischen Zellhaufen.
In Frieds spiegelnd polierten Versionen aus rostfreiem Stahl sehen wir uns und unsere Umgebung in facettenreichen Oberflächen reflektiert und von der Skulptur rundum absorbiert. Ihr Erscheinungsbild nimmt die jeweilige Umgebung in sich auf, wird großenteils durch sie bestimmt – eine Anspielung darauf, dass unser Gefühl für Identität auf einer komplexen Verschränkung von Anlage und Umwelt basiert.
Fried prägte den Ausdruck „Stemmer“ als personifizierenden Namen für Stammzell-Schöpfungen („stem-cell creations“). Die Stammzelle ist derzeit das vielversprechendste und auch umstrittenste programmierbare, sich selbst reproduzierende Basiselement auf zellularer Ebene – das Material der Wahl für absolute Formung.
Wie in vielem anderer seiner Werke präsentiert uns Fried hier in minimalistisch-symbolischer Bildsprache eine Verschmelzung mythologischer und wissenschaftlicher Überzeugungen und weist dabei auf manipulative Prozesse hin, die tief in unserer heutigen Kultur verwurzelt sind.


Emergent Polarism
Die besonderen historischen Umstände des Auftakts der Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-Virus 2020 inspirierten David Fried zur Wahl des Mediums Malerei, nach einer Pause von über 30 Jahren. Bekannt für seine Skulpturen und seine interdisziplinären Werke, war die Malerei die ideale künstlerische Technik zur Visualisierung einer Thematik der Transformation von Wahrnehmung in Denken.
In seiner Gemäldeserie mit dem Titel „Emergent Polarism“ reflektiert David Fried über die emergenten Qualitäten des kognitiven Denkens. Fried blickt auf den Ursprung des Denkens, formuliert in einem vorsprachlichen Code. Aus dem Zusammenfluss physiologischer sowie emotionaler Signale und Zustände, die sich in einer Art symbolischer Buchstabensuppe vermischen, entstehen erste Verbindungen, aus denen ein Bedeutungspotenzial erwächst. Die Bildzeichen sind hier Protagonisten, die zu einer gemeinsamen „Melodie“ tanzen. Diese gemeinsame „Melodie“ sowie die ersten Ansätze eines Gedankens erwächst vermutlich aus dem individuellen Profil unserer Persönlichkeit, das uns trotz aller Formen der gesellschaftlichen Prägung und Erziehung auszeichnet. Im Englischen existiert das Sprichwort „You are, what you think“, auf Deutsch „Du bist, was Du denkst“ und das ist mit großer Wahrscheinlichkeit bei keinen zwei Menschen hundertprozentig gleich.


Globalexandria
Dreidimensionale Konstrukte aus spiegelnd polierten Kugeln, dazwischen sich kreuzende Stäbe – so bevölkern sie in lockerer Anordnung eine Wand oder wachsen vom Boden aus zu freistehenden Geflechten heran. Frieds mit „Globalexandria“ betitelte Raumobjekte beziehen ihre skelettartige Basisform aus Systemen, die das Informationszeitalter auf gestische Weise denken. Man sieht sich selbst von allen Kugeln zugleich reflektiert und entdeckt in jeder der Kugeln auch das unendliche reflektorische Feedback, das die jeweils anderen Kugeln zeigt. Diese Skulpturen sind inspiriert vom Informationszeitalter, von Konnektivität in globalem Maßstab, davon, hochrangige Positionen durch Netzwerke zu erlangen und wie solche internalisierten systemischen Denkweisen unsere Verhaltensmuster verändern.
Der Titel ist eine Kreuzung aus „Global“ und „Alexandria“. Seit Vernichtung der antiken ägyptischen Bibliothek durch einen lokal begrenzten Brand, hat sich unser gesamtes Informationszeitlater auf Basis dezentralisierter Strukturen entwickelt, die das Wissen entscheidend demokratisiert und Kommunikation liberalisiert haben.
Auch unsere Art zu Denken hat sich entwickelt; gewisse Werkzeuge haben unsere Einstellung in Bezug auf Problemlösungen im Laufe der Zeit grundlegend verändert. Von Höhlenmalerei über Keilschrift bis zum Binär-Code – unsere Sprachen haben sich mit unseren Werkzeugen weiterentwickelt. Und während sich das Lesen von Codes immer weiter verbreitet, wird umgekehrt die Datenverschlüsselung zusehends komplexer und exklusiver. Fried stellt die Frage, ob sich unsere Vernunft und Lebensanschauungen ebenso rapide entwickeln können wie unsere Technologien, um die dazwischen klaffende Wissenslücke zu verringern.


Lebenslauf
David Fried lebt und arbeitet derzeit in Düsseldorf, Bad Bertrich und New York City.
1962 geboren in New York City
1972 Studium der Malerei an der Art Students League, New York City
1974 erste große Einzelausstellung am Rockefeller Plaza, New York City
1976 Kunststudium an der High School of Music & Art, New York City
1980 Atelier in New York City
1980 Mitbegründer der Straßenkunst-Pioniergruppe AVANT, New York City
1980 bis 1984, 40 Malereiausstellungen in SoHo und East Village, New York City
1984 erste Verbindungen von Malerei und Fotografie
1986 Berater und Manager für Duggal Photo Lab, New York City
1989 Verlegung des Ateliers nach Düsseldorf
1990 erste „Light Paintings“, mit selbst hergestellten, lichtempfindlichen Pigmenten
1995 Forschungsbeginn für die interaktiven „SOS“ Skulpturen („Self Organizing Still-Life“)
1998 Premiere der ersten "SOS"-Skulptur in Berlin
1999 Start der großformatigen „In bed with Lucy and Dolly“ Farbfotogramm-Serie
2003 Start der großformatigen „Rainscape“ Farbfoto-Serie
2004 Start der „Stemmer“ Skulpturen-Serie
2007 Start der „Way of Words“ Motiongram-Fotografie (Chrono-Fotografie)
2009 Start der „Globalexandria“ Edelstahlskulpturen-Serie
2012 Start der interaktiven und generativen „SOS“ Skulpturen mit Touchscreen
2015 Start der „Systemmer“ Skulpturen-Serie
2015 Start der „Translibrium“ Skulpturen-Serie
2016 Start der „Topos“ Wandrelief-Serie
2020 Start der „Emergent Polarism“ Gemälde-Serie